Die angesprochenen Themen und Probleme waren vielfältig, am Ende nahm Sarah Lahrkamp, SPD-Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Borken/Steinfurt I, von ihrem Besuch bei der „Hummel“ in Gronau im Rahmen ihrer Sommertour aber vor allem eines mit: Mit der „Hummel“ gibt es in Gronau ein Hilfsangebot für Kinder von psychisch belasteten Eltern, das vorbildhaft ist.
Daniela Prause, Psychologin an der Tagesklinik des Lukas-Krankenhauses, berichtete der Vorsitzenden der Kinderkommission des Bundestages sowie dem Fraktionsvorsitzenden der SPD-Fraktion in Gronau, Norbert Ricking, zunächst einiges über die Entstehungsgeschichte der „Hummel“. „Wie können wir Kindern von psychisch belastenten Eltern Hilfen anbieten, um gegebenenfalls zu verhindern, dass die Kinder selbst in einen Negativ-Kreislauf geraten? Diese Frage haben wir uns vor rund 15 Jahren in der Tagesklinik gestellt“, erläuterte sie. Verschiedene Partner holte man mit ins Boot und so entstand 2008 die „Hummel“. „Nach den Gesetzen der Aerodynamik kann eine Hummel gar nicht fliegen, sie tut es aber dennoch. Das ist auch unser Grundgedanke“, erläuterte Daniela Prause.
Aktuell gibt es zwei Gruppen: die „Hummel“ der bis etwa 12-Jährigen und die „Halbstarken“, die in der Regel zwischen 12 und 16 Jahren alt sind, berichteten Sonja Bröckel und Daniel Speer vom Verbund Sozialtherapeutischer Einrichtungen, der für die praktische Umsetzung der Angebote sorgt. „Die ,Hummel´-Gruppe trifft sich einmal in der Woche“, erläuterte Sonja Bröckel. „Wir spielen, basteln, essen, kochen, versuchen den Kindern einfach zu helfen, sich emotional zu öffnen.“ Daniel Speer berichtete: „Mit den ,Halbstarken´ unternehmen wir auch schon mal Ausflüge, wie zuletzt in einen Kletterwald, um einfach den Alltag auszublenden und sich als Gruppe zu erleben.“ Während die „Hummel“-Gruppe sich jede Woche trifft, kommen die „Halbstarken“ alle zwei Wochen zusammen – ein Angebot, das nicht wirklich ausreichend ist, betonten die Verantwortlichen einhellig, sodass bei der „Hummel“-Gruppe aktuell nicht sofort alle Interessierten einen Platz finden.
Andererseits sei die Unterstützung in Gronau durch die Politik, aber auch durch freiwillige Spenden durchaus lobenswert, hob Daniela Prause hervor. Außerdem habe die „Hummel“ durch verschiedenste Aktionen in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Partnern zur Enttabuisierung von psychischen Erkrankungen beigetragen. „Nicht angehen konnten wir leider bisher unser drittes Ziel: das Case-Management, das heißt psychisch Kranken und ihren Kindern konkrete Unterstützung im Alltag anzubieten“, ergänzte sie. Fehlendes Fachpersonal, aber auch nicht genügend Ehrenamtliche nannte sie als wichtige Gründe. Neu entstehen soll im Herbst ein Gruppenangebot für psychisch belastete Eltern und Elternteile, das helfen soll die, Gefühle und Bedürfnisse der Kinder besser wahrzunehmen und stressige Situationen im Umgang mit den Kindern zu meistern, berichteten Sonja Bröckel und Daniel Speer.
Sarah Lahrkamp zeigte sich beeindruckt von der Arbeit der „Hummel“, musste aber auch mit Bedauern feststellen, dass es ein solches Angebot wie in Gronau bisher nicht flächendeckend im Kreis Borken gibt. „Hier gibt es in jedem Fall noch großen Handlungsbedarf“, unterstrich sie.
In der Diskussion kamen zahlreiche Aspekte zur Sprache, wie psychisch Kranken und ihren Kindern effektiver, weniger bürokratisch und ohne juristische Hürden geholfen werden kann. „Es muss in Zukunft einen Anspruch auf solche Hilfen geben und die Zersplitterung der Kompetenzen zwischen Bund, Ländern und Kommunen aufgehoben werden“, fasste Norbert Ricking zusammen.
„Anliegen der Ampel-Koalition ist es, in dieser Legislaturperiode die Kinderrechte im Grundgesetz zu verankern. Damit würden wir eine wichtige Grundlage dafür schaffen. Allerdings benötigen wir dafür eine Zweidrittelmehrheit im Bundestag“, resümierte Sarah Lahrkamp abschließend.